Bei Grauem Star handelt es sich um eine Augenerkrankung, bei der sich die Linse des Auges langsam eintrübt und es zu einem Verlust der Sehkraft kommt. Der Graue Star, auch Katarakt genannt, tritt am häufigsten als eine Alterserscheinung auf. Welche Ursachen und Symptome sich bei einer Kataraktzeigen und wann eine Operation notwendig ist, wird im Folgenden erläutert. Auch der Ablauf und die Durchführung der OP werden beleuchtet.
Was sind die Ursachen von Grauem Star?
Es gibt verschiedene mögliche Ursachen von Grauem Star. In dem Großteil aller auftretenden Fälle handelt es sich um eine altersbedingte Katarakt. Dabei wird die Linse im Auge aufgrund von Alterungsprozessen langsam trüb. So wird die Sicht verschwommen. Seltener ist der Graue Star vererbt oder wird bereits bei der Geburt festgestellt. Eine Masern- oder Rötelnerkrankung der Mutter in der Schwangerschaft erhöht jedoch das Risiko. Weitere Risikofaktoren sind eine Vorerkrankung mit Diabetes mellitus, eine Mangel- oder Unterernährung, Rauchen sowie UV- oder Röntgenstrahlung. Darüber hinaus können Verletzungen oder Erkrankungen am Auge zu einer Katarakt führen.
Welche Symptome treten bei einem Katarakt auf?
Einen Grauen Star zu erkennen, fällt zunächst nicht leicht. Es treten keine Schmerzen oder sichtbaren Veränderungen am Auge auf. Das einzige bemerkbare Symptom ist der allmähliche Verlust der Sehkraft. Meistens sind beide Augen von den Symptomen betroffen, wobei diese auf beiden Augen nicht gleich stark auftreten müssen. Betroffene berichten von Verschwommenheit oder einem Blick wie durch Nebel. Weil mit der Zeit auch das räumliche Sehen beeinträchtigt wird, kann es häufiger zu Unfällen kommen. Im fortgeschrittenen Stadium werden Kontraste und Farben undeutlicher und es kann eine Lichtempfindlichkeit auftreten. Dadurch wird das Autofahren anstrengender und bei Nacht häufig nicht mehr durchführbar. Bei einem altersbedingten Auftreten spricht man von einer Myopisierung, was so viel wie Alterskurzsichtigkeit bedeutet. Manchmal kommt es vor einer Verschlechterung des Sehens zunächst zu einer Verbesserung der Sehkraft, sodass Betroffene plötzlich keine Brille mehr benötigen. Dies liegt daran, dass sich die Brechkraft der Linse ändert. Meist hält dieser Status nicht lange an, bevor es zum beschriebenen Schleiersehen kommt. Wenn keine Behandlung durch den Augenarzt erfolgt oder der Grauer Star zu spät erkannt wird, erfolgt im schlimmsten Fall die vollständige Erblindung. Wie schnell die Sehkraft verloren geht, ist individuell unterschiedlich. Je nach auftretender Form der Katarakt entwickeln sich unterschiedliche Symptomatiken.
Folgende Formen werden unterschieden:
Wann ist eine OP des Grauen Star notwendig?
Zwar kann der mit dem Grauen Star einhergehende Sehkraftverlust häufig für eine Zeit lang mit einer Brille oder Kontaktlinsen ausgeglichen werden und es können Medikamente zur Behandlung eingesetzt werden, jedoch ist die einzige Behandlungsmöglichkeit, die eine Katarakt vollständig heilt, eine Operation. Demnach wird zur Operation geraten, sobald der Verlust der Sehkraft den Alltag maßgeblich beeinflusst. Die OP zählt jedoch inzwischen zu Routineeingriffen in Deutschland und ist in der Regel unbedenklich. Bei bestehenden Vorerkrankungen des Auges oder anderen Erkrankungen können die Ergebnisse der Operation jedoch beeinträchtigt werden, weshalb die Sinnhaftigkeit dieser im Einzelfall geprüft werden muss.
Wie verläuft die Operation?
Wenn eine Operation unter örtlicher Betäubung durchgeführt werden soll, was dem Regelfall entspricht, gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten. Das Betäubungsmittel kann neben oder hinter den Augapfel gespritzt werden. Dann spricht man von einer Injektionsanästhesie. Das Auge ist dann schmerzfrei und der Augapfel kann nicht mehr aktiv vom Patienten bewegt werden. Wenn das Betäubungsmittel auf die Oberfläche des Auges getropft wird, spricht man von einer Tropfenanästhesie. Eine Bewegung des Auges ist hier noch möglich. Während der gesamten Operation muss der Patient seinen Augapfel möglichst vollständig stillhalten. Meist dauert eine Kataraktoperation zehn Minuten. Diese Option ist nicht für jeden Patienten die geeignete Maßnahme.
In selteneren Fällen ist es notwendig, die OP unter einer Vollnarkose, also einer Allgemeinanästhesie durchzuführen. Das kann der Fall sein, wenn nur noch ein Auge Sehkraft besitzt und die Operation unter optimalen Bedingungen stattfinden soll, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Bei bestimmten Patientengruppen ist die Vollnarkose die einzige Möglichkeit diese
Operation durchzuführen. Dies gilt für Personen mit unwillkürlichen Bewegungen wie etwa Parkinson oder dem Restless-Legs-Syndrom sowie psychischen Erkrankungen. Sinnvoll ist dieses Narkoseverfahren auch bei Operationen, bei denen Komplikationen erwartet werden, die einen erweiterten Eingriff erfordern.
Manche Patienten wünschen sich auch ausdrücklich die Operation unter Vollnarkose. Vor der Operation wird die angewandte Narkose und das operative Vorgehen umfassend mit dem Patienten besprochen. In Abhängigkeit von Vor- und Begleiterkrankungen des Auges, früheren Operationen und eventuell zu erwartenden Komplikationen wird dann das geeignete Narkoseverfahren ausgewählt.
Nähere Informationen erhalten Sie auch in dem Video zur Kataraktoperation.
Bei einer Kataraktoperation werden zwei verschiedene Vorgehensweise unterschieden.
Man hat die Wahl zwischen einer Linse, mit der man in der Nähe scharf sieht und einer Linse, die die Fernsichtigkeit ermöglicht. Das operierte Auge wird zunächst mit einem Verband abgedeckt. Wenn keine Komplikationen auftreten, kann dieser am Tag nach der Operation erstmals abgenommen werden. Patienten berichten von einer kräftigeren Farbsicht, einer erhöhten Helligkeit und teilweise auch einer leichten Blendung.
Der Einsatz einer Kunstlinse, einer sogenannten Intraokularlinse, ist deshalb notwendig, weil das Auge ohne Linse nur zur sehr verschwommenen Sicht fähig wäre. Ohne Linse bestünde eine Weitsichtigkeit von etwa 16 bis 18 Dioptrien.
Bei einem Auge ohne Linse spricht man von Linsenlosigkeit (Aphakie). Diese müsste dann mit einer Starbrille, Kontaktlinsen oder einer nachträglichen Kunstlinsen-Implantation korrigiert werden.
Wie bereits erwähnt, muss man sich für eine Linsenart entscheiden. Das Auge kann mit der Kunstlinse nicht mehr verschiedene Distanzen scharf einstellen, also nicht mehr akkommodieren. Zum Lesen ist dann häufig eine Lesebrille erforderlich. Dieses Sichtigkeit kann mit einer Alterssichtigkeit (Presbyopie) verglichen werden, was besonders für jüngere Patienten eine Beeinträchtigung der Lebensqualität darstellen kann.
Aufgrund dessen wird aktuell an der Entwicklung von Kunstlinsen geforscht, die eine Akkommodationsfähigkeit des Auges erlauben sollen.
Andere Optionen sind beispielsweise multifokale Intraokularlinsen. Diese ermöglichen ein Sehen ohne Brille, gehen aber mit leichten Doppelbildern oder einer Schwäche, Kontraste zu erkennen, einher. Diese bieten zusätzlich den Vorteil, hohe Refraktionen bei Fehlsichtigkeiten (Ametropien) auszugleichen, sodass eine schärfere Sicht als vorher durch die Operation ermöglicht wird.
Alternativ könnte eine Anisometropie herbeigeführt werden. Ein Auge kann dann in der Ferne und eines in der Nähe scharf sehen (Monovision und Goetheblick). Ein beidäugiges und somit räumliches Sehen ist so jedoch nicht mehr möglich.
Wenn eine Differenz von mehr als drei Dioptrien zwischen beiden Augen besteht, ist es oft medizinisch notwendig, beide Augen nacheinander zu operieren.
Der Patient muss sich vor der Operation entscheiden, ob er nach den Eingriffen in der Ferne oder in der Nähe scharf sehen möchte. Anschließend wird eine Linse in der jeweiligen Sehstärke gewählt.
Zwischen den einzelnen Operationen je eines Auges gilt eine Wartezeit von in der Regel vier Wochen, im Einzelfall genügen auch wenige Tage. Etwa acht Wochen nach der zweiten Operation kann man vom Abschluss des Heilungsprozesses ausgehen. Nun ist es auch möglich, entsprechende Brillengläser anzupassen. Oft werden nach der Operation noch etwa drei bis vier Wochen lang antibiotische und entzündungshemmende Augentropfen angewendet, um Komplikationen zu vermeiden. Mehrere augenärztliche Kontrollen sind je nach Heilungsverlauf im Anschluss an die Operation sinnvoll.
Wie jeder medizinische Eingriff kann eine Kataraktoperation Komplikationen mit sich bringen. Jedoch ist die Komplikationsrate heutzutage relativ gering, da es sich um einen der häufigsten Eingriffe handelt, die am menschlichen Körper durchgeführt werden. Es kann zu Infektionen im Augeninneren kommen. Weiterhin kann die Linsenhinterkapsel verletzt werden, was zu einem Glaskörpervorfall führen kann. Die Netzhautmitte kann einige Tage bis Wochen später geschwollen sein (=zystoides Makulaödem). Diese Schwellung führt einen Sehverschlechterung mit sich und kann zu einer Eintrübung der hinteren Linsenkapsel führen, was man als Nachstar bezeichnet. Nicht eindeutig bewiesen ist, ob eine Operation bei Grauem Star das Risiko erhöht, später eine Netzhautablösung zu erleiden.